Eine Dekade Schlaf
26.10.2021 / Grassmann/Hedva
JOHANNA HEDVA
EINE DEKADE SCHLAF
Aus dem Nachwort von MINERVA – DIE FEHLGEBURT DES GEHIRNS (2020) von Johanna Hedva, erschienen bei Sming Sming Books. Aus dem Englischen übersetzt von Jackie Grassmann. Präsentiert im Kommunalen Kino als Teil des Projekts A DAY'S WORK im Rahmen der Biennale für Freiburg.
„Du musst nicht um die Toten trauern: Sie wissen schon, was sie tun“ - Clarice Lispector
ERSTENS
Ich schlafe 10, 11 Stunden jede Nacht, und das nicht wie die Toten, sondern als ob ich fortwährend sterbe, als ob ich wirklich lebe. Jedes Mal wenn ich einschlafe, seit ich mich das erste Mal erinnere als Kind eingeschlafen zu sein, wenn das klösterliche Schwarz hereinbricht, dieses Schwarz, wie ein Haus, ein Himmel, eine Fallgrube, denke ich, ich werde nie wieder aufwachen, das war’s, und dieses sein wird bald ein gewesenes sein. Ein Schock der Todesangst packt mich, manchmal fahre ich dann senkrecht nach oben, jahrelang habe ich laut ausgerufen „Ich will aber nicht sterben!“ und mich dann wieder hingelegt und tief geschlafen, mein Schlaf, der sich mit seiner eigenen queeren-intelligenz dahinwindet, ich, die erstickt wird von meinen Träumen, stelle mich ihren Streichen, bis zum Mittag des nächsten Tages, wenn das Erwachen mich findet und mich, wie eine glitschige Hand die ihren Weg durch schwarzes Wasser sucht, wieder aufrichtet, das Licht durchsickert, und dann, mit einem langen behutsamen Atemzug, ein Tag mit einem Ich darin geboren ist. Ich schlafe bis zum Mittag und nichts kann mich wecken. Den Leuten erzähle ich, dass ich morgens arbeite und dabei nicht gestört werden darf. Ich schlafe, ich arbeite. In meinen Träumen arbeite und arbeite und arbeite ich, die harte blanke Arbeit, die in diesem Bereich eben verrichtet werden muss. Ich habe ausschließlich Alpträume – wie ich bereits gesagt habe, harte Arbeit! Ich töte Leute mit meinen bloßen Händen, weil sie mich, oder diejenigen, die ich beschützen soll, bedrohen. Manchmal kenne ich die Menschen in meinen Träumen, die Bedrohungen, meine Schützlinge, mich selbst – und manchmal sind sie mir alle Fremde, und so zu gleichen Teilen mystisch aufgeladen (anagogic) und (bathetisch) abgedroschen – beides ist mir ein Begriff.
Manchmal lauert die Bedrohung nicht in den Menschen, sondern in der Luft. Der Himmel ist ein atmendes Grün, jedes Gebäude birgt ein Labyrinth, kein Bett entspricht meiner Größe, Tunnel, Badewannen, gehören nicht zu mir. Ich töte langsam und auf brutale Weise. Ich reiße Büschel an Haaren aus, bis sie nur den Schmutz der Kopfhaut zurücklassen, wie Unkraut, das man an den Wurzeln herauszieht. Ich fühle die Muskelstränge unter meinen Fingernägeln, wenn ich mich durch die Haut durchkratze, mich zum Inneren der Knochen durcharbeitend. Ich beobachte, wie Versionen von mir ertrinken, während ich in Körpern von Kindern stecke, deren Fleisch von Wellen zerfetzt wird, ihre kleinen Hälse gebrochen, wache ich über ihren zerschlagenen Körpern und überlasse sie dem Ertrinken, weil ich nur atmen kann, wenn ich mich von ihnen lossage. Ich koche die Knochen meiner Mutter in meinen Träumen, weil sie es mir so befiehlt; sie, ein schwarzes Loch hinter meinem Rücken, sagt mir, in mein Ohr flüsternd, dass ich es bin, die den Scheiß in unserer Familie aufräumen muss, ich die Stückchen von ihrem Fett wegwischen muss, die sich auf der Wand, an der Decke und dem Boden festgesetzt haben. In meinen Träumen bin ich mit drei Schwänzen gesegnet und ich benutze jeden einzelnen brutal und mit Präzision und mit wilden zielstrebigen Stößen, ich zerreiße Leute mit ihnen und lasse mich zerreißen. Unermüdlich bin ich in meinen Träumen auf Händen und Knien, ich falle immer aus großen Höhen. Ich liebe meine Träume dafür, dass sie so simpel und klar sind, für ihr Erbarmen.
Mein Schlaf behandelt mich gut. Ich behandle meinen Schlaf auch gut, behandle ihn wie eine Adelige, räume Termine aus dem Weg, um seine Ankunft zu erwarten. Ich bestehe auf meinen Schlaf, weil irgendeiner muss es machen. Professional gesehen, sozial gesehen, ist das schwer. „Könntest du dich schon früher treffen?“, „Die einzigen freien Termine sind morgens“ „Wir haben mittags geschlossen“. „Die günstigsten Flüge gehen am Vormittag“. Tut mir leid, sage ich. Ich kann nicht. Ich bin nicht verfügbar. Ich bin nicht verfügbar irgendetwas zu machen, bevor es mittags ist. Weil ich schlafe, weil ich arbeite, weil ich dann die bin, die ich am ehesten, am allermeisten bin und das werde ich für nichts aufgeben, und schon gar nicht für sowas imaginäres wie Zeit oder Geld.
Ich habe den größten Anteil dieses Buches, vielleicht sogar alles darin, im Schlaf geschrieben, was möglicherweise für alle meine Bücher gilt. Wer kann schon sagen, ob ich jetzt wach bin? Du etwa? Ich schreibe, sobald ich aufgewacht bin, aber erst durch das Schreiben werde ich richtig wach. Ich öffne meine Augen, spreche nicht und die Träume dieses Schlafes wehren sich mit allem was sie haben gegen eine unrechtmäßige Aneignung, sie gehen nicht einfach leise. Ich gehe an meinen Schreibtisch, ich spreche nicht, sodass sie sich vielleicht weiterhin wehren, und wenn ich irgendetwas anderes mache, als an meinen Schreibtisch zu gehen, meinen Schreibprozess zu beginnen, sind die Träume sehr schnell entthront mit einem brutalen Schnitt, der endgültig ist, zumindest bis zur nächsten Nacht. Ihr müsst verstehen, dass es nicht „mein“ Schlaf ist. „Ich“ gehöre „ihm“.
Ein Lyriker hat mich mal gefragt, wo ich mich während hypnagohischen Zuständen befinde, wer ich werde. Diese Frage geht davon aus, dass das „Ich“ woanders existiert, als jemand Anderes, dass das „Ich“ überhaupt existiert. Er fragte mich, wem ich währenddessen begegne, welche Geschöpfe mir erscheinen, und die Antwort ist, alle, die ich je gekannt habe, in diesem und in anderen Leben, nie erfahre ich aber ihre Namen. Namen haben keinen Stellenwert in Träumen, sie erweisen sich als genau das trügerische Ding, das sie sind.
Namen, Worte, Geld, Zeit.
Der Mond, Magie, meine Mutter.
Die Last der Wahrheit ist manchen gegeben, und manchen nicht. Das kommt natürlich auf den Ort an. An manchen Orten herrschen der Mond, Magie und meine Mutter, und sie sind ein Wunder und sie sind auch Nahrung, ganz gewöhnliche, nächtliche Nahrung.
Als Ann Carson, ihr Gedicht „Eine Ode an den Schlaf“ mit der Zeile „Stell dich dir ohne vor“ begann, muss sie in sich hineingegrinst haben, ein schmales Lächeln auf ihren Lippen. Sie kommt mir vor, wie eine Person, die oft in sich hineingrinst, ihr Schreiben ist von Leerstellen durchzogen. (Kannst du sie nicht sehen, lieber Leserin? Ann Carson, die auf meinen Schultern hockt, während ich das hier schreibe?). Stell dich dir ohne es vor. Der Witz an diesem Satz ist, ihn und sich selbst darin umzutauschen – stell es dir ohne dich vor – jetzt kommen wir der Struktur dieses Ortes schon näher, wie doppelzüngig er ist, ständig seine Form verändernd.
Es gibt viele Selbste, die ich in meinem Schlaf treffe, wie im Leben auch. Sie wandern über den inneren Bildschirm, tauchen kurz auf, oder sitzen still am Rand, die Formen im Hintergrund verschwommen. Ich mag den Gedanken, dass alles und alle im Traum eine Repräsentation der Träumenden sind. Ich bin nicht nur der riesige schwarze Wal unter der Oberfläche des schwarzen bedrohlichen Wassers, ich bin auch das Wasser. Ich bin das kleine Boot, das meine Körpergröße hat, das von den Wellen geschaukelt wird, und ich bin die Wellen. Was mich daran tröstet ist nicht, dass dies eine Welt nahelegt, die ausschließlich aus mir selbst besteht, wo ich im Überfluss vorhanden und viele auf einmal bin, sondern eher, dass mein Selbst mir fremd, es wimmelnd und unzählbar ist, dass mein Körper in unzähligen Fremden existiert, und auch als nicht-menschliches Wesen, als Ozeane, Objekte, Tiere – als das Wetter. Das ruft das Gefühl hervor, dass mein Selbst weit weit weg ist, stets unerreichbar, weiter als das Licht reisen kann. Bis das Licht meines Selbst die äußeren Satelliten meines Selbst erreicht, ist jeglicher Ursprung längst erloschen, und nur die Richtung – darauf zu oder davon weg – bleibt übrig und da der Nachthimmel bekannterweise ein Land der Geister von Sternen ist, ist alles was ich bin, was auch immer es da alles gibt, was ich bin, nur noch Leichenstaub, Planetengräber, und diese Entfernung ist absolut und ganz gewöhnlich, das schiere Faktum schwer und belastend. Darin bin ich verankert. Das ist kein großes Ding. Es sind einfach viele.
Minerva und die Fehlgeburt des Gehirns wurde nicht als ein Buch geboren, sie wurde gar nicht erst gezeugt. Mutterlos entsprang sie meinem Kopf; Sie ist mit den Geistern gekrochen und war eine Schule dieser Geister. 2015 habe ich bemerkt, dass manche Werke, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, DNA teilen; 2016 fing ich an, einzelne Teile konzeptlos in einem Dokument zusammenzutragen, dass mir albern und grobschlächtig vorkam, wie eine Person, die ein Wort immer und immer wieder wiederholt, bis sie es schreit und die Bedeutung sowohl aus dem Wort schwindet, als auch aus der Entscheidung es zu schreien und die Luft mit dem Klang verbleibt - wahnsinnig nicht aufgrund seiner faktischen Existenz, sondern wegen der anarchischen Erkenntnis, dass das Existieren ein einziges Chaos ist. Sowohl das Dokument, als auch der Akt es zu konstruieren, haben sich so angefühlt. Es hat mich jung fühlen lassen. Eine Meisterleistung – in diesem Buch geht es darum, wie ich alt bin.
Das Buch, dass du in den Händen hältst, hat wenig Ähnlichkeit mit dem ersten Manuskript, abgesehen davon, dass der erste und letzte Teil nach wie vor als erstes und als letztes kommen, sie die Anker sind, alle Eingeweide in der Mitte ergriffen und liebkost und wieder in Besitz genommen wurden; ich finde nicht, dass es meine Verantwortung ist zu Wissen was es geworden ist, nur dass es ist, und dass es gewesen ist. Es gibt den Schlaf und Wahnsinn und Mystik, das Entsetzliche des Lebens, das transzendent und banal ist, immer beides unaussprechlich zusammen, und jeden Tag dazu aufzuwachen beschwört seine eigene Melodie. Der Körper ist immer da, aber die Frage ist, wie man ihn in den Hintergrund drängt, wie man ihn in Nebel verwandelt, und wie man damit umgeht, wenn das unweigerlich scheitert. Ich dachte, sie würde mein erstes Buch werden, etwas, für das ich mich schäme, wofür ich mir vergeben und was ich in der Vergangenheit gelassen hätte. Ich habe in Räumen geschrieben, ich habe meine Hand durch Wasser geschleift, ich habe geschlafen, geschlafen, geschlafen und geschlafen. Ich schreibe.
In den 4 Jahre, in denen ich mich darum bemüht habe, dass sie veröffentlicht wird, veränderte Minerva ständig ihre Form und war nicht in den Griff zu bekommen und ich kann nicht sagen, ob ich Odysseus war und sie Penelope, oder andersherum. Wie Odysseus zog sie in die Welt hinaus, vielleicht um einen Kampf zu kämpfen, vielleicht um berühmt zu werden, vielleicht hatte sie sich auch nur verirrt, sie odyssierte durch zwei Verlagsabenteuer, die geplatzt sind und ich habe auf sie gewartet und mich danach gesehnt, dass sie ein Zuhause findet. Während dieser Zeit habe ich Leichentücher, andere Wörter und andere Bücher gewebt und ich habe mich beraubt gefühlt und war misstrauisch: als Minerva zurückkehrte, konnte ich nicht glauben, dass sie es war, ihr Gesicht hatte sich verändert, sie war so lange unterwegs gewesen. Oder war ich es gewesen, die das Zuhause verlassen hatte, sich durch das dunkle, weinfarbene Meer arbeitend, die von Sirenen verführt worden war, entführt von einer Hexenmeisterin, schiffbrüchig, bis ich endlich meinen Weg in ein Bett gefunden hatte, das sich nicht bewegte.
Bücher sind kleine Särge. Ein Professor von mir hat das mal zu mir gesagt und es ist wahr.
Ah – natürlich – ich war auch Homer.
Minerva hat mich verspottet. Ich habe Freunde um Rat gebeten, ist das überhaupt zu was gut? Es war nicht nur, dass sie weiterhin abgelehnt und als Weise zurückgelassen wurde, es war eher, wie jemandem dabei zuzuschauen, wie sie sich selbst auseinandernimmt, ein neues Gesicht aufmalt, und in Häute schlüpft, die viele Namen tragen, von denen keiner richtig war. Sollte ich Ehrfurcht vor dieser Fähigkeit haben, oder sollte ich ihr misstrauen? Vielleicht ist das das gleiche. Der Hauptgrund, warum ich wollte, dass Minerva veröffentlicht wird, warum ich sie immer wieder ausgesendet habe - was sich anfühlte wie ein Kind in eine Grube zu stoßen, die immer größer und länger wurde - war, dass ich die Zeit auslöschen wollte, die sie dokumentiert. Meine Dekade fing mit einer Scheidung von einem gewalttätigen Ehemann an und einer Fehlgeburt, ausgelöst durch eine Erbkrankheit, es segelte weiter zu einer unfreiwilligen Einweisung und endete mit dem Tod meiner Mutter. Ich wollte Minerva nie wieder sehen, wegen dem, was ich gesehen hatte, als ich hingesehen hatte.
„Ah ich verstehe“ sagte mein erste*r Verleger*in zu mir „du verstößt deine Arbeit in die Welt.“
ZWEITENS
Bataille sagte: "Ich halte die Gottesvorstellung ... für ein Hindernis in der Bewegung, die uns zu der undurchsichtigen Erkenntnis des Nichtwissens führt: einer Gegenwart, die sich in keiner Weise mehr von einer Abwesenheit unterscheidet.
Ich bevorzuge Worte, die mehr als eine Sache bedeuten. Wie das englische Wort apprehension: die Angst oder Befürchtung, dass etwas schlimmes passieren wird. und apprehension: verstehen und begreifen.
Beides meint das Gleiche.
DRITTENS
Viele Jahre hatte ich einen Teil in meinem Lebenslauf, der nannte sich Appearances, (Was im deutschen soviel bedeutet wie: Erscheinungen). Dort wurden Talks und Vorträge aufgelistet, die ich gehalten habe und Träume von anderen Leuten, in denen ich erschienen war. Es waren die Träume von Freund*innen, Texte und Emails, ihre eigenen Worte, jeder Traum von einer anderen Person:
„Ich hatte einen Traum letzte Nacht, in dem ich gesagt habe wie sehr mir Batman missfällt, und du hast meinen Arm berührt und gesagt „aber er ist krank“ und während dem Rest des Traumes habe ich über Batman und psychische Erkrankungen nachgedacht.“
„Ich habe von einem roten Faden geträumt, der vertikal durch den Traum verlief, als ob er sich gleich spalten würde.
Geht’s dir gut? Das ist schon der zweite Traum von dir und einem durchtrennenden Faden. Der erste Faden war in einem Walbauch.“
„Du hast ein Stück mit etwa 4-5 Leuten choreographiert. Einer der Tänzer machte so zeitgenössische Tanzbewegungen auf dem Boden (wie ich es immer gerne mache) und verwandelte sich manchmal in eine Schlange. Nicht so eine feine, schlängelnde Schlange, sondern eher so eine:“
„Letzte Nacht habe ich geträumt, dass ich dich in den Armen hielt, aber du warst bewusstlos. Ich schätze mal es war normal, dass man Puppen von den Leuten hat, die man kennt. Und ich habe dich herumgewirbelt und dann nah an mein Gesicht gebracht und gesagt „bist du da?“ und du hast gesagt „nein, aber das hast du schonmal in Amsterdam gemacht“ und ich hab gesagt „geht’s dir gut?“ und du hast gesagt „ja“.
„Ich habe letzte Nacht von dir geträumt. Es war nur eine Überschrift, die lautete: „nackte Performance Künstlerin klaut den Stift der Universitätsleitung und flüchtet aufs Dach.“
„Ich hab gerade geträumt, dass du dir die Haare abrasiert und einige von den Haaren als Schnurrbart implantiert hast. Du hast einen beigen Anzug getragen und hattest in etwa eine drei Meter große Blase um dich rum, die dein ganz persönlicher Schutzraum war. Wir waren auf einer Doppelbeerdigung/Grundstücksverkauf. Wenn du gelächelt hättest, hätte das deinen Schnurrbart beschädigt, also hast du es gelassen.“
„Gestern warst du in meinem Traum. Ich erinnere mich an nicht viel, außer dass es darum ging, in Fluren auf und ab zu laufen und Mäntel anzuprobieren, die wir brauchten, weil es kalt war. Es gab eine Mitfahrgelegenheit, um zu einer Oper zu fahren, die wir nicht verpassen sollten, aber der Flur schien einfach zu lang. Irgendwie warst du auch eine Sicherheitsbeauftragte für Autos.“
„Du hast rot getragen und hast eine super lange Metallstange gehalten, die so hoch war, dass sie aus meinem Sichtfeld herausragte. Ich konnte nicht erkennen, was auf der anderen Seite der Stange war, aber es kam mir so vor, als ob sie Teil so einer Art Struktur war, eine Struktur innerhalb derer wir uns beide befanden, die aber unsichtbar blieb für uns (entweder wirklich unsichtbar oder einfach sehr groß). Also, du standst da und hast die Stange gehalten und dann bin ich aufgewacht.“
„Ich hab gerade geträumt, dass du dir die Haare abrasiert und einige von den Haaren als Schnurrbart implantiert hast. Du hast einen beigen Anzug getragen und hattest in etwa eine drei Meter große Blase um dich rum, die dein ganz persönlicher Schutzraum war. Wir waren auf einer Doppelbeerdigung/Grundstücksverkauf. Wenn du gelächelt hättest, hätte das deinen Schnurrbart beschädigt, also hast du es gelassen.“
„Gestern warst du in meinem Traum. Ich erinnere mich an nicht viel, außer dass es darum ging, in Fluren auf und ab zu laufen und Mäntel anzuprobieren, die wir brauchten, weil es kalt war. Es gab eine Mitfahrgelegenheit, um zu einer Oper zu fahren, die wir nicht verpassen sollten, aber der Flur schien einfach zu lang. Irgendwie warst du auch eine Sicherheitsbeauftragte für Autos.“
„Du hast rot getragen und hast eine super lange Metallstange gehalten, die so hoch war, dass sie aus meinem Sichtfeld herausragte. Ich konnte nicht erkennen, was auf der anderen Seite der Stange war, aber es kam mir so vor, als ob sie Teil so einer Art Struktur war, eine Struktur innerhalb derer wir uns beide befanden, die aber unsichtbar blieb für uns (entweder wirklich unsichtbar oder einfach sehr groß). Also, du standst da und hast die Stange gehalten und dann bin ich aufgewacht.“
VIERTENS
Wie tröstlich bequem, dass Schlaf flüchtig ist, so wie ich in die Träume von Freunden eingebrochen bin, wie auch meine von anderen heimgesucht wurden, all diese Leben, die sich gegenseitig leben, aneinander gebunden, süß. In diesen zehn Jahren, wie viele von mir waren da, da waren, wie viele.
Ich glaube nicht, dass die Achse zwischen Hoffnung und Untergang die einzige ist, da ich gar nicht erst an Koordinatensysteme glaube und ich glaube nicht an Hoffnung. Es gibt keine andere höhere Bestimmung als das Telos des Nichts und die Kriegszone der Sozialbeziehungen, aber beide werfen wunderschönen Müll ab, ein khoratisches Plenum. Es gibt eine Kleine Tasche im Mantel des Universums und ich und meine Sprachen leben da, wie ein Wunder, leben wir da, schlafen, wir sind ein kleiner Klumpen und manchmal steckt uns das Universum ein paar Krümel zu. Abgesehen davon, wie kalt es da ist, kann es auch warm sein.
FÜNFTENS
Minerva, ich hoffe ich muss dir nie wieder begegnen, ich werde dir jetzt zuschauen, wie du ins Schwarz verschwindest. Ich hoffe, dass es ein Schwarz ist, dass in einem Bett schläft, das nicht mir gehört.
Bis bald.